Samstag, 1. September 2012

Meine Tage sind gezählt...

... zumindest was meinen Aufenthalt in Äthiopien betrifft.
Am Sonntag geht’s auf nach Addis und wenige Tage später weiter Richtung Heimat.

Ich glaube die Leute wollen mich hier behalten, nur Bini hat Angst, mein Trainer könnt mich holen kommen, wenn er mich nicht freiwillig gehen lässt.

Gestern war ich mit unserem Orthopäden schick essen. Zuerst Tips (trockenes, aber sehr gute Schaffleisch) und Kitfo (rohes Fleisch) in einem schönen Restaurant, dann sind wir in eine Brauerei gegangen, wo er mir ein Bier nach dem anderen bestellt hat mit den Worten „Das ist ja eigentlich nur kaltes Wasser“. Jaaaaa genau ;-) Später ist ein befreundeter Chirurg vorbei gekommen und hat uns Gesellschaft geleistet und dann sind wir noch mal in das erste Restaurant gegangen, um mehr Bier zu trinken.
Meine Befürchtungen, wird könnten uns dort vielleicht nur anschweigen haben sich zum Glück nicht bestätigt. Es war ein sehr lustiger und unterhaltsamer Abend… mit zu viel Bier.

Fotos konnt ich leider keine machen, da wir im Freien gesessen sind. Wenn man abends im Freien sitzt wird kaum etwas beleuchtet, weil das ja die Moskitos anlocken würde, und so war meine Handykamera ohne Blitz leider keine Hilfe. Sonst hätt ich euch gern mein Riesenbierglas neben dem kleinen Gläschen des Orthopäden abgebildet und gezeigt. ;-)

Heute waren die meisten Frauen aus unserem Zimmer (außer Sati, sie geht „in die Kirche“ ;-))



(Sati, fertig für die Kirche….)

und Bini einen Ausflug zu einem schönen See dessen Name mir gerade nicht einfällt, der aber so ähnlich klingt wie „Langano“.

Den Salat, den wir dafür vorbereitet haben wäscht man hier übrigens mit einem blauen Mittel, das man sonst zur Reinigung von Geschirr verwendet – ich habe meinen Augen nicht getraut. Selbst Erdbeeren haben sie in dem Schaum gewaschen!
Wegfahren wollten wir um 8, gefahren sind wir um halb 10. Hier der Grund dafür:









Wenn ich das gewusst hätte, wär ich in der Zwischenzeit Kaffee trinken gegangen, anstatt blöd herum zu sitzen… andererseits, jedes Mal wenn ich mir denke ich mach was sinnvolles mit meiner Zeit anstatt nur zu warten gibt’s gar kein warten und ich komm erst zu nichts.

Langano ist ein wundervoller Ort und wir vier feinen Damen


 
haben unseren Tag zusammen mit Bini genossen.


Vor wenigen Tagen haben wir einen „österreichischen Abend“ gestaltet, für den ich Semmelknödel machen wollte. Auf einem kleinen Elektrokocher, ohne richtigem Geschirr oder fließendem Wasser… und ohne wirklich zu wissen wie das geht.
Aber immerhin: Man hat mir die „Knödel“ praktisch aus der Hand gerissen, so gut hats allen geschmeckt. Fotos gibt’s leider auch davon nicht – es war die reinste Schlacht und kaum Zeit oder saubere Hände um ein Foto zu machen ;-)

Und nun zum tragischen Teil meiner Geschichte:
Gestern war mein letzter Famulaturtag nach vier mehr oder weniger kräftezehrenden Wochen und ich wollte mir für meine Praktikumsbestätigung die Unterschrift und den Krankenhausstempel holen. Wollte.
Innerhalb von 40 Minuten von einem Büro ins andere und von einem Gebäude ins andere um immerhin eine Unterschrift zu bekommen. Fehlt noch der offizielle Stempel. Wir waren, beide schon eher genervt, kurz vor dem Ziel.



Ein Schild mit dem Titel „Stempel-Zimmer“. Die Tür war versperrt, also haben wir – mal wieder – blöd gewartet.



Mesay, nicht mal halb so genervt wie ich aber ebenfalls kurz davor die Tür einfach einzutreten um zu diesem Stempel zu gelangen. Nach10 Minuten warten haben uns die Büroleute doch freundlicherweise darauf hingewiesen, dass wir die Nummer auf dem „Stempel-Zimmer“ Schild wählen sollen, damit der Verantwortliche kommt. (Danke für die Auskunft….. nach 10 Minuten!!!)

Der Mann kommt, sieht meine Unterlagen und zerrt uns zurück in Büro Nummer 1, wo man Mesay mitteilt, sie wollen dass ich bis Montag bleibe, erst dann geben sie mir den Stempel, diese $§**##!
Sie wollen? Ja, ich will auch so einiges! Den **§$!# Stempel auf meinen Unterlagen zum Beispiel! Wieso sollt ich bis Montag am Campus bleiben, nur weil die lustig sind??

Jetzt hab ich mich entschieden, die Unterlagen hier zu lassen, von den Studenten hier abstempeln und mir dann zuschicken zu lassen.

Sowas deppates! Nicht mal bei uns dauert das länger als ein paar Minuten, eine Praktikumsbestätigung zu bekommen. Noch dazu sieht man den offiziellen Stempel hier auf jedem noch so unnötigen Schassblatt-Aushang.
(Wissen die denn nicht dass ich mit dem Cheforthopäden auf du und du bin? ;-)))

Auf der heutigen Fahrt zum Gemüsehändler – mit eher grantiger Stimmung - ist ein junger Mann neben mir im Bajaj gesessen, der zufälligerweise einen Stempel in der Hand hatte. Ich hab ihn gebeten mir den Stempel zu zeigen, in der Hoffnung er könnte möglicherweise nur amharische Schriftzeichen beinhalten. Ich hätt mich mit den Büroleuten nicht mehr ärgern müssen.
Leider war allerdings auch der englische Firmenname deutlich zu lesen und so bleiben meine Zettel leider unvollständig.


Egal

Hier ein paar Eindrücke aus dem Krankenhaus:



 
(sehen wir nicht schick aus, mit unsere Bäcker-/ Künstlerhauben? ;-))


(das Bild schmeichelt dem ganzen Raum)

Morgen, zeitig in der Früh fährt mein Bus nach Addis, wo ich von Fikirs Vater abgeholt werde. Ich weiß noch nicht ob ich von Addis aus weitere Blogeinträge schreiben kann, also macht euch keine Sorgen, falls ich mich nicht melde. Ich bin vermutlich nicht tot.

  
Ein Relikt der letzten OP, bei der ich assistiert habe.  
 

1 Kommentar:

  1. Ärger Dich nicht, Du hast eine Menge erlebt und das wirst Du Dir Dein Leben lang merken. Und Du bist wieder hier, das ist ja auch was wert :-))
    Ich jedenfalls freu mich!

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