Donnerstag, 30. August 2012

Back in Business

Ha! Neues Kabel! Das bedeutet ich muss mich für meine Rückfahrt nach Addis nicht auf das Radiogedudel des Fahrers und auf mühsame Gespräche mit dem Nachbarn einstellen. Ich kann weiterhin Songs hören, die sie nie im Leben in einem äthiopischen Radiosender spielen würden…. ab und zu fühl ich mich hier ein bisschen wie in „Minna von Barnhelm“ oder einem anderen Theaterstück des bürgerlichen Zeitalters. Nicht nur, dass praktisch alle Lieder hier davon handeln wie großartig Gott und Jesus sind (die einzige Abwechslung bieten nur die aktuellen Songs darüber, wie großartig Meles war), es gehen auch alle ständig in die Kirche. Nachdem ich allerdings Sati letztens, in ihrem sehr freizügigen und auf wesentliche Körperstellen hindeutendem Kleid in die Kirche hab gehen sehen, bin ich ein bisschen misstrauisch geworden, was dieses „in die Kirche gehen“ eigentlich bedeutet…

In der Zwischenzeit war ich ein weiteres Mal bei Binis Schwester zu einem köstlichen Essen und einem anschließenden Kaffe – natürlich in einer Zeremonie zubereitet – eingeladen.



Das Wohnzimmer von Biniams Schwester Beti. Wenn man gaaanz genau schaut, sieht man die goldene Plastikverpackung, in der normalerweise Toffifee eingepackt sind, in der Glasvitrine als Dekoration stehen. Auch in unserem Wohnheimzimmer wurde der goldene Teil der Toffifeeverpackung als Dekorationselement verwendet.

  (Beti macht uns Kaffee)

Gestern durfte ich wieder bei einer OP assistieren (radio-ulnaris Fraktur),  

bei unserem orthopädischen Chirurgen, der sich – anders als andere – nicht zu schade ist, dieselbe XXXL-OP Kleidung zu tragen wie die armen Studenten. Auch sonst ist er ein wirklich sympathischer Kerl, und das sag ich nicht nur, weil er mir gegenüber eine Einladung zum Essen ausgesprochen hat ;-))
Während der OP hat mich der orthopädische Chirurg auch immer wieder darauf hingewiesen, das das hier Afrika sei, wann auch immer etwas nicht ganz so funktioniert hat wie geplant. Schließlich mussten wir die Knochenenden mit chirurgischem Nahtmaterial fixieren, weil wir keine Metalldrähte zur Verfügung hatten….

Manchmal lohnt sich das viele herumstehen und man bekommt wunderschöne Dinge zu sehen, die sich Zysten nennen und unerwünschterweise im Körper wachsen:




leider ist das Bild unscharf, aber sind die Kügelchen nicht einfach wunderschön?

Heute war wieder eine OP geplant bei der ich assistieren durfte. Eine Femurschaft Fraktur. Danach bin ich mit dem Orthopäden in seine Wohnung gegangen um mir ein Buch auszuborgen und dann haben wir gemeinsam gegessen. Den Blicken der anderen Studenten zu folge kommt das wohl nicht so oft vor ;-)
Morgen gehen wir gemeinsam Abendessen – meine Fertigkeiten mit den Händen zu Essen dürften ihn also nicht abgeschreckt haben.

Für Ende der Woche ist ein Erste Hilfe Seminar geplant, das ich abhalten soll. Wir haben zwar keine Puppen oder sonstiges Material zur Verfügung aber wir machen eben das Beste daraus. Die Studenten bekommen hier, was Praxis betrifft, leider nicht viel Unterricht und müssen sich viele Dinge selbst organisieren. Leider verlangt das Rote Kreuz Unsummen von jedem einzelnen Studenten, der an einem Erste Hilfe Kurs teilnehmen möchte.
Bini hat gehofft einen Rabatt zu bekommen, wenn er mich als Expertin vorstellt und wir nur die Puppen ausborgen, aber so wies aussieht bekommen wir nicht mal die.
Wenn man bedenkt dass es (angeblich) im ganzen Land keinen Defibrillator gibt und auch keine Rettungsautos oder geschulte Ersthelfer wird einem ganz anders.
Die Studenten hier sind allerdings so engagiert, kritisch und interessiert etwas an der allgemeinen Situation zu ändern, dass man das Gefühl bekommt, es wird sich bald alles entwickeln…. hoffentlich.

Auf meiner verzweifelten Suche nach dem besten W-Lan Signal, habe ich im Bürogebäude erschreckendes entdeckt


Das verdächtige daran ist, dass Bini letztens im OP eine Frau gesehen hat, die er für mich gehalten hat – Und dann war ich es gar nicht!!!
Ta-taaaaaaaaaaaaaaaaam
Ich bin aus Sicherheitsgründen nicht in diesen Raum gegangen. Es gibt eh schon zu viele von mir.

Es ist aber nicht allein der Duplication-Room der mir verdächtig vorgekommen ist, ich glaube, dieses Krankenhaus spezialisiert sich nicht allein auf die Behandlung von Menschen…


 

Ich geb Bescheid, wenn ich irgendwo Optimus Prime sehe…

Am Abend gibt’s dann wieder einen köstlichen Juice in unserer schönen Friendship-Lounge direkt am See:

 



Aber bis dahin heißt es LERNEN! Und zusammenreißen sollt ich mich auch ein bisschen. Ich spür schon langsam den Lagerkoller und dass es Zeit wird heim zu kommen…

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