Sonntag, 12. August 2012

Neues aus Äthiopien...

Ich habe mich bereits häuslich eingerichtet in meiner Betthöhle. Hier in unserem Studentenwohnheimzimmerchen hat nämlich seinen eigenen privaten Bereich in Form von einer kleinen Höhle, bestehend aus einem Bett, das mit Decken und Moskitonetzen abgedeckt wird. Fast so wie früher als Kind. Weitere Highlights: Der Wasserkocher – wenn er nicht grad wieder explodiert, weil die Isolierung zu wünschen übrig lässt – UND Sati, meine liebe Mitinsassin, die in der Früh Brot für mich kauft. Das nenn ich Service.
 







Heute habe ich außerdem mein eigenes, kleines Fitnesscenter in Betrieb genommen. Ich glaube ich nenne es …mhhhh. Na gut ich überlege mir noch einen Namen dafür







Manche Leute waschen dort ihre Wäsche – wenn denn das Wasser läuft – ich erkenne das wahre Potential ;-) Was, ihr seht keine Fitnessgeräte? Na dann schaut noch mal genauer hin! Ich hab ein Seil, zum springen, einen etwa 6kg schweren Stein mit praktischen Löchern, sodass man ihn sehr gut halten kann und am wichtigsten: Phantasie und Motivation ;-)
Nachteile
Die Leute, die in mein Fitnesscenter kommen, um ihre Wäsche dort zu waschen
- Man trainiert praktisch in der Auslage zur Hauptstraße hin und die Leute starren einen an – vor allem wenn man eine komische Weisse ist, die komische Sachen macht. Allerdings hilft es zurückzustarren ;-)
Meine Mitbewohnerin Fikr hat mich einmal im Zimmer trainieren sehen und ein paar Übungen nachgemacht, sich aber leider nicht überzeugen lassen. Deshalb hat mein Fitnesscenter bisher nur ein Mitglied aber viele Fans, die sich auch gern mal zum zuschaun hinsetzen, bis ich sie durchs konsequentes Starren zum weggehen bewege…

Auch meine ersten Lauferfahrungen habe ich heute gesammelt. Ein Mal rund um den Campus zu laufen dauert bei meinem Tempo etwa 7 Minuten, was schlecht ist, weil ich dann die selben Leute, die sich beim ersten Mal schon gewundert haben, was ich da eigentlich mache, und mir zurufen oder Gesten machen, mehrmals treffe, wenn ich ernsthaft trainieren will. Vielleicht ist es mir ja morgen schon „egaler“, mal sehen ;-)
Auf den Strassen ausserhalb des Campus ist es zu gefährlich. Ihr würdet nicht glauben wie viele Leute bei uns im Krankenhaus liegen weil sie sich beim Fallen in diverse Straßengräben schwer verletzt haben… ausserdem laufen Ziegen und Kühe wild in der Gegend herum und der Verkehr ist auch nicht gerade Fußgänger bzw. Läuferfreundlich.
Auch im Campus gibt es Kühe, Ziegen und Schafe. Die ganze Fläche ist zwar nicht so groß, aber einige Bauern scheinen hier zu wohnen und ihr Vieh zu versorgen.
Über die Laufstrecke an sich kann man sich ansonsten kaum beschweren. Der Ausblick auf den See ist wunderschön, überall ist es grün und die exotischsten Vögel (ich mein jetzt wirklich die Tiere, nicht irgendwelche Leute!) können beobachtet werden. Trotzdem hab ich in meiner bisherigen Zeit noch keinen Studenten getroffen der hier oder sonst wo Sport treibt. In Addis hab ich nur einmal zwei junge Frauen laufen sehen, was erstaunlich ist, wenn man bedenkt dass Äthiopien eines der Marathonländer ist.

Aber EIGENTLICH bin ich ja hier um zu lernen, also darf ich von meinen Fortschritten berichten: Aus irgendwelchen unerfindlichen Gründen durfte ich am Freitag bei einer OP assistieren. Böse Zungen behaupten, der einzige Grund warum ich assistieren durfte wäre meine Hautfarbe – und sie haben Recht. Für mich als Austauschstudentin haben sie mal eine Ausnahme gemacht… und so habe ich zum ersten Mal eine Amputation aus nächster Nähe gesehen. Das nächste Mal kann ich’s schon ganz allein machen ;-)
So gern ich im OP arbeite, wars mir allerdings auch ein bisschen unangenehm, weil ich weiß wie selten die Studenten hier dazu kommen irgendwo zu assistieren, und dann will ich ihnen diese Möglichkeiten nicht wegnehmen…
Die Ärzte hier erklären sehr viel und beantworten auch gerne alle Fragen zum Thema. Nach der OP gibt es oft die Möglichkeit das gesehene noch einmal zu besprechen. Leider kann ich den Erklärungen oft nicht ganz folgen, weil das Englisch der meisten Äthiopier einen so starken Akzent hat, dass ich nach einiger Zeit einfach aussteige. Aber oft handelt sich um Krankheitsfälle von denen ich schon gehört habe, sodass ich dann entweder Bescheid weiss oder zuhause noch einmal nachlesen kann. (Oder ich frag eine besser sprechende Studentin ;-))

Für die nächsten Wochenenden haben meine Kolleginnen und ich schon einige Pläne geschmiedet. Auf jeden Fall ist auch eine Bootsfahrt zu den Nilpferden vorgesehen! Die Hippos wollten wir zwar schon dieses Wochenende sehen, aber wir waren zu spät dran, also haben wir im wunderschönen LEWI-Resort leider leider nur wunderbaren Kaffee inklusive traditioneller Zeremonie genießen können. Dazu wird auch Popcorn serviert. Das Resort selbst ist wunderschön und ist ein Reiseziel für viele Einheimische. Es gibt dort sogar ein Schwimmbad sowie einen Spa-Bereich und einen Minigolf platz. Viele Leute kommen auch, um die Affen zu bestaunen, die dort frei herumlaufen! Es war also auch ohne die Bootfahrt ein sehr schöner Ausflug für uns beide.









 Heute war unser Beauty-Tag. Zuerst hat mich meine Mitbewohnerin Mesay geschminkt und, weil sie so begeistert von meinen „weichen“ glatten Haaren ist, auch gestylt, obwohl Fikr und ich sowieso zum Friseur gehen wollten. 



Der Friseur hat dann meine von Mesay mühevoll kreierte Frisur mit einem einfachen Handgriff zerstört, ständig in meinen Haaren herumgewühlt und währenddessen schwere Verhandlungen mir Fikr geführt, wie viel Kunsthaar wir wohl für meine Haare brauchen werden.
Und jetzt habe ich, trotz aller Bedenken, mich neben so vielen Dingen noch zusätzlich zum ausländischen Freak zu machen, eine der schönsten Frisuren aller Zeiten und bisher nur Komplimente bekommen
Ob Bilder folgen, oder ob ich euch dann einfach überrasche, wenn ich wieder da bin, überleg ich mir noch… ;-)

Sneak preview ..

 







1 Kommentar:

  1. Wenn Du die Zöpfchenfrisur gemeint hast: Ich war hin und weg: selten sieht man eine so schöne Frau!

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