Donnerstag, 9. August 2012

Äthiopische Eigenheiten


Grundsätzlich ist hier fast alles anders, darum weiss ich nicht, ob es viel Sinn macht, die Unterschiede aufzuzählen. Mir sind allerdings ein paar ganz spezielle Eigenheiten aufgefallen, die euch vielleicht auch interessieren könnten.

In Äthiopien gibt es keine Familiennamen, der zweite Name ist immer der des eigenen Vaters. So als würde man bei uns beispielsweise Barbara Josef heissen. Oder gar Josef Josef, in ganz besonders kreativen Familien. Mh, da sollt ich doch direkt mal nachfragen, ob das hier auch vorkommt...

Wenn man hier "Orange Juice" bestellt, bekommt man ein wirklich dickflüssiges irgendwas, das nach kaum was schmeckt. Der Geschmack ändert sich erstaunlicherweise auch nicht, wenn man stattdessen Papaya oder andere Obstsorten wählt. Was allerdings an die Frucht
erinnert ist das überaus schöne Orange des ... naja, wie soll man es nennen? Getränk ist es jedenfalls keins. (siehe Beweisfoto. Der Strohhalm steckt praktisch in dem orangen Gelee)
Vielleicht war ich, was den Geschmack betrifft, nicht in der richtigen Bar. Heute geh ich mit meinen Dorm-Kolleginnen woanders hin, angeblich sind die Säfte dort ein Traum. Ich werde berichten wie der Avocado-Juice schmeckt….

Wenn meine Studienkollegen hier sagen "Let's go there now" und man sich bereit macht zu gehen, wird mit Sicherheit noch eine ganze Weile herumgetrödelt. Denkt man sich "na gut, dann trödel ich halt auch noch ein bissen" und will es sich nochmal wo bequem machen,
nachdem man die ganze Zeit wie ein Trottel herumgestanden ist, ohne dass viel passiert ist, heißt es plötzlich "come on, let's go!!" und man hat nicht mal richtig Zeit sich die Schuhe anzuziehen.

Männer sieht man hier sehr häufig Hand in Hand herumspazieren. Der Anblick ist für mich irgendwie ungewohnt… Das Händehalten hat allerdings nichts mit irgendeiner sexuellen Orientierung zu tun, das ist nur freundschaftlich gemeint (Homosexualität ist hier glaub ich nicht sehr willkommen...) trotzdem sieht es komisch aus.

Die Menschen hier sind sehr religiös (die meisten die ich getroffen habe sind orthodoxe Christen) und fragen so einen dahergelaufenen Ausländer wie mich auch gern woran ich glaube. Mit der Antwort sind sie dann meistens nicht so glücklich.

In Äthiopien ist es eine Stunde später als bei uns. ABER das heisst nicht, dass es hier 1 Uhr ist, wenn es in Österreich 12 Uhr ist. Hier ist es 7 Uhr, wenn es eigentlich 1 Uhr ist. Es ist fast so kompliziert wie es klingt. ;-) eigentlich muss man aber nur 6 Stunden zu der eigentlichen Uhrzeit hier im Land addieren, um die äthiopische Zeit zu haben.

Heut habe ich mir ein Avocadosanwich gemacht und meine Dorm-Kolleginnen gefragt ob vielleicht eine von ihnen Salz fuer mich hat. Zuerst habe ich angewiderte Blicke bekommen, dann das Salz. Hier isst man Avocado mit Zucker... mhhh

Da nun mein Laptop mit einigen Einschränkungen funktioniert (Auf der Fahrt ist mein Akku eingegangen, jetzt muss er permanent am Strom hängen, sonst geht gar nichts, was schlecht ist, bei ständigen unvorhersehbaren Stromausfällen) und auch die Internetverbindung nach einigen Anläufen weniger Probleme macht (über Linux konnt ich keine Verbindung herstellen, meine alte, verseuchte Windowsversion macht mir leider in vielen Dingen das leben schwer, die Verbindung ist schlecht und langsam, und komplizierte Websites überschreiten die Leistung sodass der Laptop aus dem letzten Loch pfeifft) kann ich auch ein paar Fotos zeigen. Die Bilder sind von schlechter Qualität, da ich zusätzlich zu eh schon viel zu viel Klumpat nicht auch noch eine große Kamera mitnehmen wollte. Gleichzeitig hat aber meine kleine Kamera den Geist aufgegeben und so kann ich nur Handyfotos bieten. 

Beweisfoto1: Der - und ich verwende das Wort im weites möglichen Zusammenhang – Orangensaft

 


Hier die Stockbetten in unserem Zimmer, das wir zu sechst bewohnen. Jeder hat seine eigene kleine „Betthöhle“ in die er sich zurückziehen kann.




Unser tägliches Essen: Injera (saurer Teigfladen) mit verschiedenen mehr oder weniger vegetarischen Saucen (für mich sind sie mehr vegetarisch, für andere weniger). Gegessen wird ausschliesslich mit der rechten Hand, und wenn man die Saucen einfach so aus den Schüsseln löffelt, ohne Injera dazu zu essen, wird man komisch angeschaut. Aber da ich ein komischer Faranji (Ausländer) bin, ist das schon ok. Ich werd nämlich sowieso komisch angeschaut, egal was ich mache.



Unser Fernsehhütte, wo die olympischen Spiele übertragen werden.



  unser Waschraum. Aus dem großen Container wird Wasser geschöpft, um das Klo zu spülen.



Und hier das Klo. Auch wenn mir das keiner glaubt, schaut es grindiger aus als es ist. Oder ist es grindiger als es aussieht? Eins von beiden war es auf jeden Fall.
Wenn man so wie ich, ein ausgeprägtes Interesse an Zoologie besitzt, kann es auch sehr spannend sein, sich längere Zeit dort aufzuhalten. 




Der Campus und das Krankenhaus liegen direkt am Awassa See. Der Ausblick, den ich mit meiner Kamera nur schwer einfangen kann, entschädigt für vieles hier und ist einfach Atemberaubend. Abends gibt es auch sehr schöne Sonnenuntergänge.










1 Kommentar:

  1. Hallo Yun,

    schön, wieder von dir zu hören! Klingt alles sehr .. naja, anders. Ist sicher eine tolle Erfahrung für dich :o)

    Bin schon gespannt, was du noch so zu berichten hast - bist du schon laufen gegangen?
    Hab an dich gedacht, wie die Äthiopierin den Marathon gewonnen hat.

    glg :o)

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