Freitag, 17. August 2012

Chambalala


Chambalala ist tatsächlich ein Wort. Ich weiß zwar nicht was es genau bedeutet aber es steht für das Neujahrsfest einer bestimmten Bevölkerungsgruppe. Biniam fragt mich ständig ob die deutschen Worte die ich im beibringe tatsächlich mein Ernst sind, weil sie sich für ihn so komisch anhören und dann kommt er mit einem Wort wie „Chambalala“ daher… ;-)
Jedenfalls waren alle Leute in traditionelle Stoffe gehüllt. Manche waren tatsächlich in den typischen Trachten unterwegs und andere haben Schals, Tücher, Westen, Krawatten und sogar ganze Anzüge aus dem traditionellen Stoffen getragen (weißer Stoff mit bunten Streifen)

Da sich bisher niemand über meinen Schreibstil beschwert hat, werde ich weiterhin meine Eindrücke und Erlebnisse in kurzen Absätzen schildern und den restlichen Tagesablauf einfach weglassen.

Zum Beginn hab ich, wie versprochen, ein Bilderrätsel:


Was ist das?

Ein Restaurant? Ein Geschäft? Herrn Hubers Privatunterkunft?
Und wenn es ein Geschäft ist: Was kann man da kaufen? Wenn man erstmal reingeht um es herauszufinden, kann es sein dass man einen komischen Eindruck macht wenn man blöd herumsteht und schaut. Vor allem wenn es Herrn Hubers Haus ist.
Seht ihr? Ich habe es hier nicht leicht ;-)
 
Beim heutigen Lauf rund um das Krankenhaus – übrigens ausnahmsweise bei Regen – habe ich diese nette Baustellen-Absperrung entdeckt.  

 
Und die passenden Baustellen dazu sehen typischerweise so aus:


Den restlichen Vormittag habe ich im OP verbracht. Leider gab es für mich nur noch zwei linke Schuhe. Einen Schmalen und einen Breiten…

 
Manchmal können Studenten nicht an den OPs teilnehmen (eigentlich zuschauen) weil nicht genügend OP Gewand vorhanden ist – gut dass ich mein eigenes mitgenommen habe. Die OP-Hauben sind elegant genähte Stoffhauben in schlammbraun, die, wie die Studenten hier sagen, aussehen als wären wir in einer Bäckerei. Die OP-Masken sind aus Stoffen genäht die verdächtig danach aussehen als wären sie aus den Resten der nicht mehr verwendeten Patientendecken genäht worden. Außerdem stinken sie teilweise grauenhaft. Es gibt auch kein System, wohin man die OP Kleidung nach der Benutzung geben soll. Ich befürchte dass die Leute hier öfter mal bereits benutzte Kleidung anziehen. Für die Hauben und Masken ist das mit Sicherheit der Fall…. :-/

Außerdem habe ich des öfteren beobachtet, dass keiner der Chirurgen seine Ringe ablegt, bevor er operiert. Hier läuft vieles anders…



Eines meiner liebsten Schilder im OP ;-)

Männliche Studenten beispielsweise dürfen ihre Haare nicht wachsen lassen. Darum tragen hier alle die Haare gleich – recht kurz geschoren. Nur eine einzige Ausnahme habe ich bisher gesehen. Aber der hatte anscheinend einige Zeit lang keine Dienste im Krankenhaus und deshalb war es kein Problem.
Frauen dürfen praktisch aussehen wie sie wollen. Lange Haare, kurze Haare, geflochten, offen,… nur auftoupieren soll man seine Haare nicht.

Einiges von dem, was ich vor meiner Abreise gelesen habe, war schlicht und ergreifend falsch. Was ärgerlich ist, weil ich nach dem Gelesenen meinen Koffer gepackt habe.
1. In der Regenzeit regnet es.
FALSCH! In Hawassa regnet es praktisch nie. Heute halt zufällig mal und gelegentlich tröpfelt es vielleicht in der Nacht
2. Die Luftfeuchtigkeit ist so hoch, alles ist ständig feucht.
WO!? Jedenfalls nicht hier. Alles trocknet hier wunderbar, meistens noch am selben Tag, an dem man die Sachen gewaschen hat. Drum hätt ich es mir sparen können etwa 20 Paar Socken und 30 Unterhosen einzupacken…
aber was praktisch gewesen wäre und ich natürlich nicht dabei hab: Besteck, Plastikgeschirr, OP-Masken(!!!)
Das nächste Mal weiß ich’s ;-)

Das Wetter ist übrigens Ideal für mich. Es hat etwa 25 Grad und fühlt sich relativ trocken an. Nur manchmal, wenn es regnerisch ist, kann es ein bisschen abkühlen, sodass man einen Pullover braucht. Wenn die Sonne durchkommt, ist es unerträglich heiß. Das dauert aber nie lange und ist nach einer halben Stunde meistens schon wieder vorbei. Man merkt schon, dass die Strahlungsintensität hier (auf dieser Höhe von immerhin 1700m) eine ganz andere ist als zuhause. Nicht umsonst haben die Sonnencremes hier LSF 85 und mehr.

Heute habe ich zum ersten Mal gratis gegessen
 

Fikir musste harte, wilde und laute Verhandlungen führen aber sie hat sich durchgesetzt! Diese köstlichen Saucen, die ich so gerne einfach aus den Töpfen nasche, kann man auch sehr gut in ein Sandwich schmieren. Nur macht das hier niemand. Ausser mir ;-) Ich habe die Palette der Möglichkeiten erweitert, es scheint nur niemand zu verstehen… schade.

Der orthopädische Chirurg, der mein Praktikumsleiter ist, hat mir heute gesagt, dass er mich gerne zum Injera-Essen einladen möchte. Da muss ich dann dran denken, die Wots (=Saucen) nicht einfach so zu essen… ;-) Ich frage mich, ob ihm klar ist dass meine Art mit den Fingern zu essen nicht ganz so elegant ist wie die von allen anderen Menschen hier. Ich sollte wohl noch ein bisschen üben, bevor es soweit ist.
Da fällt mir ein, dass ich noch gar nicht erzählt habe was passiert, wenn man hier Spaghetti bestellt…
Wahrscheinlich habt ihr schon erraten, dass man auch das mit den Fingern und gemeinsam mit Injera isst. Ich hab das nur einmal gemacht und es wird auch bei dem einen Mal bleiben. Spaghetti soll man einfach nicht mit den Fingern essen, das ist wider der Natur ;-)
(Fotos gibt’s davon übrigens keine!)

Zum Schluss noch ein paar Eindrücke aus dem Alltag:

Ein köstlicher Avocado-Ananas Saft (eher so was wie ein Smoothie) um umgerechnet 70 cent.

 
 Ein kleiner Teil des Lesesaals



Die Spielunke, in der ich in Zukunft alle mit meinen großartigen Billardkünsten überraschen werde


Die sichere Verkabelung in einem Bajaj (umgebaute Mopeds, in denen etwa 3 Personen chauffiert werden können. In Indien und anderen asiatischen Ländern heißen sie TukTuk)


 symmetrische Zierzeile auf einer Straße, ohne jegliche Bedeutung


 Bini beim Orangenkauf – man beachte den Straßengraben und erinnere sich an die relativ hohe Anzahl an Patienten mit Bruchverletzungen und Gelenksluxationen im Krankenhaus. (In der Nacht sind die Straßen außerdem nicht gut beleuchtet)

3 Kommentare:

  1. Dein Schreibstil ist grauenvoll.
    ....Genauso liebe ich das ;)

    Der Lesesaal ist ähnlich komfortabel wie der im AKH (;
    Wie hoch ist eigentlich das durchschnittliche Monatseinkommen in Äthiopien? Bzw. wieviel Geld hat man als 0815-Student zur Verfügung?
    Ich denke, so eine Avocado-Smoothie um 70cent ist für Einheimische wohl ein enormer Luxus, oder?
    Bitte nimm tolle Rezepte aller Art mit! :)

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  2. Ich tippe auf ein Restaurant.
    LG Dieter

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  3. Eine Mani- oder Pediküre?

    Warst schon Billarspielen? Warst überzeugend?

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