Mittwoch, 15. August 2012

Die Technik ist ein Hund


Seit ich angekommen bin scheint technisch nicht mehr allzuviel zu funktionieren. Der Akku vom Laptop hat den Geist aufgegeben und so kann ich den Computer nur noch nutzen, wenn er permanent am Strom hängt. Ubuntu funktioniert nicht mehr, dabei hab ich da nicht nur meine wichtigen Lernunterlagen gespeichert, sondern auch das ein oder andere Trainingsvideo, um mich auch anderweitig fortzubilden. Auf meinem Handy funktioniert, seit ich hier am Campus bin, das Internet nicht mehr, obwohls zuvor bei einem Wifi-spot noch keine Probleme gegeben hat… und dann ist mir mein Handy auch noch am Klo in so eine grausliche Lacke gefallen …
Mein lieber Schwager MJerry nimmt sich jetzt dem Ubuntu Problem an und dann kann ich vielleicht in den nächsten Tagen wieder den vollen Umfang des technischen Leistungspalette nutzen, die dieser Laptop zu bieten hat.

Gestern bin ich draufgekommen, dass es hier am Campus doch tatsächlich ein kleines Geschäft gibt, wo man unter anderem diese chinesischen Fertignudeln kaufen kann. (Ja, China hat auch Äthiopien voll im Griff!) Mein lieber Freund Biniam hat mich gefragt ob ich eigentlich blind bin, dass ich den Shop nicht gleich gesehen habe, aber glaubt mir: es ist wirklich schwer zu sagen was hier ein Geschäft ist, oder ein Restaurant oder gar die private Blechhütte von Herrn Huber. Ich zeig euch bei Gelegenheit ein paar Fotos, dann könnt ihr euch selbst ein Bild machen.

Eine weitere ganz besondere Eigenheit betrifft die Klosett-Frage (um es in Bud Spencers Worten auszudrücken.) Es gibt hier kaum Toiletten (für Studenten!). Nicht mal im Lesesaal gibt es Klos. Wenn man muss, dann geht man eben den ganzen Weg zurück zum Wohnheim… eine Tragödie, wenn ihr mich fragt.

Am Wochenende war ich mit meinen Mitinsassinen und Biniam in einem sehr schönen Park, direkt am Awassasee. Für Ethiopier kostet der Eintritt 5 birr, für weisse 20 birr. Sehr nett. (20 Birr sind nicht ganz 1 Euro, also nicht der Rede wert. Mir geht’s aber ums Prinzip! Man stelle sich das hierzulande vor.)
Wir hatten einen schönen Nachmittag, mit gutem Essen (Injera, Salat den wir zuvor zubereitet haben und gebratener Fisch aus dem See), mussten uns aber mit Stöcken gegen die Affen bewaffnen, die von allen Seiten versucht haben unser Essen zu stibitzen. 


Nach dem Essen hab ich die Runde in die alte und mysteriöse Kunst des Würfelpokers eingeführt – meine Tanten wären stolz auf mich gewesen ;-)

 


Wir haben für die Zeit nach dem Fasten (die Fastenzeit dauert hier etwa 2 Wochen) einen österreichischen Abend geplant, an dem ich etwas koche (Aber was nur!? Alles was wir hier zum kochen haben ist ein Topf den man an den Strom anstecken kann, sodass er sich erhitzt. Kochen ist im Wohnheim eigentlich verboten. Ausserdem ist da noch das Problem mit der Beschaffung der Zutaten… ich habe an Knödel gedacht, aber ich bin für einfache und unter diesen Umständen realisierbare Vorschläge dankbar!)
Wir wollen ausserdem einen Filmabend daraus machen und ihr werdet es nicht glauben welchen Film ich unter anderem auf einem der Laptops der Studienkolleginnen gefunden habe:

DIE GÖTTER MÜSSEN VERRÜCKT SEIN!

Ich hab meinen Augen nicht getraut, vor allem weil mein Mann vor der Abreise noch gescherzt hat, ich solle doch für Verwirrung sorgen und eine Glasflasche mitbringen… ;-)
Mal sehen obs dieser Film wird oder ein anderer. Schade jedenfalls dass Männer nicht ins Zimmer dürfen, so verpasst Biniam (übigens ist das die äthiopische Version von Benjamin) leider den ganzen Spaß.

Ich hab hier schon einige Freunde gefunden und man teilt mir auch immer wieder mit wie froh man ist, dass ich hier bin und wie traurig alle sein werden wenn ich wieder gehe. Das ist ein schönes Gefühl und ich weiss auch noch nicht so recht wies für mich sein wird, wenn ich wieder gehen muss… aber bis dahin sinds ja noch ein paar Wochen. Es freut mich jedenfalls, dass ich mich so gut in die Gruppe integrieren kann und vor allem dass wir den selben Humor teilen.

Es ist so lieb, wie alle immer versuchen sicher zu gehen, dass ich nirgendwo allein einkaufen oder essen gehen muss, weil ich hier von allen Seiten über den Tisch gezogen werde. Das Problem ist nur, dass auch meine Freunde höhere Preise zahlen müssen, wenn sie mit mir unterwegs sind und etwas für sich kaufen wollen. Das Leben ist nicht einfach ;-)
Besser wäre es, wenn ich besser amharisch sprechen würde, dann könnt ich was entgegensetzen. Aber ich bemühe mich schon, alle Worte die mir einfallen anzuwenden, wann auch immer es möglich ist. Hier sprechen die Studenten untereinander amharisch und bauen Satzteile in Englisch ein. Ich habe jetzt angefangen amharische Worte einzustreuen, wenn ich englisch spreche.

Heute habe ich den Krankenhausleiter getroffen. Ich wusste es zuerst nicht, aber dann wars mir plötzlich klar, WER mir da heute in der Früh, als ich meine Runden um das Krankenhaus gelaufen bin, zugerufen hat, dass der Marathon bereits vorbei ist. Tja, peinlich… ;-)

2 Kommentare:

  1. Hallo,

    naja, bei einem einzigen Kochtopf.. vllt. Grieskoch? *lach* ;o)

    Tolle Fotos und eine coole Frisur - bin schon gespannt, die "in echt" zu sehen :)

    glg

    AntwortenLöschen
  2. Und wieder ein toller und lesenswerter Eintrag, danke!

    AntwortenLöschen