Dienstag, 7. August 2012

Zu viele Eindruecke, zu wenig Internet


So, da bin ich also. Kaum aus dem Flugzeug ausgestiegen, kommen auch schon die ersten ”freundlichen” Helfer um einem bei den kleinsten Dingen zu unterstuetzen (zB das Handy borgen) um dann unverschaemt 10 Dollar zu verlagen. Darauf bin ich zwar nicht reingefallen, aber dass man von den Taxifahrern (und grundsaetzlich von sehr vielen Leuten hier) abgezockt wird, laesst sich leider schwer verhindern… und so hat mich mein freudlicher Fahrer fuer 20 Dollar in eine grauenhafte Unterkunft gebracht, die mich ebenfalls ein Vermoegen gekostet hat. Es war kalt, dreckig, grauslich und ich wollte wieder heim.
Am naechsten Tag bin ich dann in das Bed&Breakfast gefahren, in dem ich eigentlich uebernachten wollte, und die Welt hat dann auch wieder ganz anders ausgeschaut. Liebevolle Betreuung, schoenes, sauberes Zimmer und Fruehstueck inkludiert im Preis.
Von dort aus laesst sich eine Stadt wie Addis Abeba gleich viel besser erkunden. Die Stadt ist riesig, unueberschaubar und fuer mich auch irgendwie unverstaendlich. Da stehen wundervolle neue Gebaeude direkt neben dem Slumviertel, Ziegen und Schafe laufen gelangweilt ueber die Strasse, Bettelkinder laufen in Fetzen herum und daneben faehrt ein schickes Auto. Eigenartige Kombination, aber das scheinen die Leute dort nicht so zu sehen.
Als Auslaender faellt man hier leider sehr auf und wird von allen Seiten angebruellt (YOU! YOU! YOU!) und umzingelt, wenn man nicht staendig In Bewegung bleibt. Auch das ist eher gewoehnugsbeduerftig.
Am Wochenende hab ich dann die Studenten getroffen, die diesen Austausch koordinieren und hab mich gleich viel wohler gefuehlt in dieser Stadt. Gemeinsam waren wir im Nationalmuseum (wo Auslaender 10 Birr zahlen und Einheimische 2 Birr – steht sogar so auf der Preistafel!) das neben einigen anderen Exponaten auch “Lucy” ausstellt.
Am naechsten Tag gings auf nach Hawassa, etwa 5 Stunden entfernt von Addis, im Sueden von Aethiopien, wo ich die naechsten 4 Wochen bleiben werde, um mein Praktikum zu absolvieren. Die Fahrt war ganz ok, bis auf die Tatsache dass es der armen jungen Frau neben mir so schlecht ging, dass sie sich mehrmals uebergeben hat und dabei auch meinen Rucksack erwischt hat… mhhhh….

An der Busstation wurde ich gleich von meiner lieben Austauschkoordinatorin Fikr begruesst, die sich hier um alles kuemmert. Nun bin ich schon den zweiten Tag hier am Campus und lebe mit den anderen Studenten im Wohnheim. Kalte Duschen, mangelnde Hygiene, ueberall am Campus laufen Schafe, Ziegen und Strassenhunde herum… Aber eigentlich laesst es sich hier ja ganz gut aushalten. Es gibt einen Fernsehraum – eine grosse Wellblechhuette wo die olympischen Spiele uebertragen warden – und auch einen Bereich wo man Billard spielen kann und das Essen hier ist gut und guenstig. ABER: Die Internetverbindung treibt mich in den Wahnsinn! Manchmal gehts, meistens nicht, und auf meinem Handy leider nie, weshalb ich drauf angewiesen bin, dass mir jemand seinen Laptop borgt, weil ich zu bloed bin, meinen Laptop dazu zu bringen, Wireless Lan zu erkennen. Ich hab lang ueberlegt ob ich das Trumm ueberhaupt mitnehmen soll, jetzt weiss ichs ;-)

Das Krankenhaus: Also Patient moecht ich hier nicht sein. Manchmal moecht ich meinen Augen nicht trauen, was die Zustaende hier betrifft. Die Hygiene spielt hier anscheinend gar keine Rolle. Zwar werden Fussboeden und Bettwaesche regelmaessig gewaschen, aber sonst auch nichts… kommt mir jedenfalls so vor. Ueberall haengt ein uebler Gestank in der Luft, die Kastln neben den Patientenbetten haelt wohl nur noch der Dreck zusammen und teilweise lehnen die Tueren nur am Tuerrahmen an, da sie anscheinend irgendwann ausgebrochen sind. Aethiopien mag ein armes Land sein, aber ich bin mir nicht sicher ob die Zustaende in diesem Krankenhaus wirklich so viel mit finanziellen Mitteln zusammenhaengen oder eher damit dass es allen egal ist? Auch die Gabe von Schmerzmitteln ist hier eher die Ausnahme… teilweise Fehlen mir da echt die Worte. Es ist hier einfach anders.

Heute war ich zum ersten Mal im OP. Das chirurgische Haendewaschen besteht nur aus Haendewaschen und auch sonst hab ich meine Zweifel ob hier irgendwas steril ist. Auch die OP Masken scheinen eher Dekoration zu sein, die man sich um den Hals haengt. Irgendwie erschuetternd, wenn man den Vergleich hat.

Gestern hab ich erfahren, dass bei den OPs nur die Studenten des 6. Jahres assistieren duerfen also werd ich wohl leider nicht sehr viel praktische Erfahrung sammeln koennen in meiner Zeit hier. Man darf hier als Student allerdings eh so nah am Tisch stehen, dass man auch als Zuschauer alles gut mitbekommt (Warum Decken sie den Patienten ueberhaupt “steril” ab?) Ausserdem kann ich mit de anderen Studenten mitgehen, die mit einem Doktor gemeinsam bestimmte Krankheitsfaelle am Patientenbett diskutieren. Das ist sehr lehrreich, und da diese Art von Unterricht auf englisch stattfindet, kann ich mich auch einbringen.

Fotos folgen



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