Mittwoch, 15. August 2012

You ain't seen nothing yet

Jetzt, wo der Wasserkocher tatsächlich den Geist aufgegeben hat, kann ich meinen Laptop benutzen, ohne ständig befürchten zu müssen, dass jemand den Stecker rauszieht um ein anderes Gerät anzuhängen und all meine Daten somit verloren gehen. Luxus.
Und gerade in dem Moment wo ich das schreibe, rennt eine Kakerlake quer durchs Zimmer.

Für heute war „Bed-side“ angesagt. Einer der Studenten stellt seinen Patienten vor und dann wird in der Gruppe die Krankheit inkl. Differentialdiagnosen, Behandlung ect. besprochen. Grundsätzlich sehr interessant und lehrreich, aber da alles auf „englisch“ (manchmal bin ich mir nicht sicher ob nicht doch amharisch gesprochen wird) stattfindet ist es schwer, sich zu konzentrieren, und dass man die ganze Zeit (1-2 Stunden) rund um das Patientenbett steht empfinde ich eher als unangenehm. Nicht nur weil ich es bevorzuge zu sitzen…

Danach sind Sati und ich ins Stadtzentrum gefahren, wo ich meine mühsam erworbenen Postkarten versendet, und das ein oder andere Lebensmittel eingekauft habe.
Die Pflanzensamen zu beschaffen, auf die sich meine Mutter schon freut, wird sich wohl als problematisch herausstellen. Was ich nicht bedacht habe, ist dass hier die lateinischen Namen für Pflanzen keine Rolle zu spielen scheinen. Aber wir werden sehen…

Gestern war ich in der Studentenspielunke, wo Pool und Tischfußball gespielt wird. Da der Andrang groß war, hab ich erstmal nur zugeschaut. Die Art Billard zu spielen unterscheidet sich von unserer. Die Kugeln werden der Reihe nach an der Bande (da wo die Metallmarkierungen sind) aufgestellt und dann wird, mit der niedrigsten Nummer angefangen, eine nach der anderen Kugel eingelocht. Die 8er bringt 8 Punkte, die 12er 12 Punkte und so weiter. Wer die meisten Punkte macht gewinnt. Ich hab mich gestern erst mal nur beim Tischfußball blamiert, das muss reichen ;-)
Lange halt ich es dort sowieso nicht aus, weil die Binbis (Stechmücken) dann anfangen zu attackieren. Ich bin schon ganz schön zerstochen.

Später hab ich dann für Biniam einige Worte ins Deutsche und in andere Sprachen übersetzt. Ganz begeistert war er von dem Wort „Koffer“, das er jetzt gerne und oft verwendet, wann auch immer irgendwo ein Koffer herumrennt ;-) Schön

Ich bin heute in der früh aufgewacht und hab eine Bettwaze entdeckt, wie sie mit vollem Bauch versucht hat mein Moskitonetz zu erklimmen. IIIIIIiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiih!! Wir haben also tatsächlich Bettwanzen im Wohnheim. Mich juckts schon überall, nur beim Gedanken daran. Vor allem dachte ich in meinem verhängten Bett sicher vor allem Ungeziefer zu sein!
Das nächtlich Lernen und Filmschaun (ich hab nur einen Film auf meinem Laptop, aber der ist gut genug um ihn immer wieder zu sehen) wird einfach nicht mehr das Selbe sein.

Übrigens zeigen die Mitstudenten hier reges Interesse an meinem Leben. Unter anderem haben sie mich gefragt ob mein Mann denn sehr groß sei. Ich habe mit nein geantwortet, er sei nur etwa 1,74 m groß. Da haben sie mich erstaunt angeschaut und gemeint dann wär er eh ein Riese. Dass unsere Väter und Brüder alle über 1,80 groß sind und Martin und ich eher klein im Vergleich zu den anderen Familienmitgliedern sind hat die ganze Gruppe amüsiert. Tatsächlich sind die meisten Leute hier nicht viel größer als ich. Ich hatte mir die Äthiopier als groß und schlank vorgestellt.
Tatsächlich hat mir bisher so mancher auf meine Frage, warum denn hier eigentlich niemand Sport macht, geantwortet, dass sie es nicht nötig haben. ;-) Es stimmt, die meisten hier sind sehr schlank ohne große Mühen …

 

Fotos gibt’s dann das nächste Mal wieder!

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